Beinschmerzen — was tun?

Beinschmerzen behandeln

Beinschmerzen

Egal, ob beim Sport oder zu Hause in den eigenen vier Wänden: Schnell hat man sich den Knöchel gestoßen, den Fuß vertreten oder das Knie verdreht – und sich damit unangenehme Beinschmerzen eingehandelt. Während kleinere Blessuren in der Regel von alleine heilen, sollte bei starken Schmerzen immer ein Arzt hinzugezogen werden. Auch wenn Beinschmerzen ohne erkennbare Ursache auftreten, ist ein Arztbesuch wichtig. Die gute Nachricht: Durch eine Kombination aus verschiedenen, individuell zugeschnittenen Therapiebausteinen lassen sich Beinschmerzen häufig gut in den Griff bekommen.

Beinschmerzen – wie können sie sich äußern?

Beinschmerzen können sich auf unterschiedlichste Art und Weise zeigen. Eine genaue Beschreibung der Dauer, Qualität und Lokalisation der Schmerzen kann dem Arzt wichtige Hinweise auf die mögliche Ursache der Beschwerden geben.

Schmerzstärke

Da das Schmerzempfinden von Mensch zu Mensch unterschiedlich ist, können Schmerzen nicht objektiv gemessen werden. Die subjektive Schmerzstärke lässt sich mithilfe einer Schmerzskala (1 = keine Schmerzen bis 10 = stärkster vorstellbarer Schmerz) erfassen. Führt man eine solche Schmerzbewertung über einen längeren Zeitraum durch, kann die Entwicklung der Werte zeigen, ob eine eingeleitete Behandlung anschlägt und sich die Beschwerden bessern.

Schmerzqualität

Oft können Patienten recht genau beschreiben, wie sich die Schmerzen anfühlen: „brennend“, „stechend“, „ziehend“, „klopfend“, „bohrend“, „dumpf“ oder „hell“ – die Qualität der Schmerzen kann dem Arzt wichtige Hinweise auf die mögliche Ursache geben. Direkt nach einer Verletzung der Haut tritt zum Beispiel ein sogenannter Oberflächenschmerz auf – dabei handelt es sich um einen hellen Akutschmerz, der gut lokalisierbar ist und sich mit der Zeit in einen brennenden oder dumpfen Folgeschmerz verwandelt. Schmerzen, die von Muskeln, Gelenken oder Knochen ausgehen, zählen zu den sogenannten Tiefenschmerzen, die nicht so leicht einzuordnen sind und eher als „diffus“ oder „dumpf“ empfunden werden.

Schmerzlokalisation

Auch die Frage, wo genau die Schmerzen auftreten – etwa am Knie, am Oberschenkel, am Sprunggelenk oder an der Wade – muss auf der Suche nach möglichen Auslösern der Beschwerden möglichst genau beantwortet werden. Es kann jedoch durchaus auch sein, dass die Schmerzen nur schlecht lokalisiert werden können, etwa, wenn Schmerzen aus dem Rücken ins Bein ausstrahlen.

Schmerzdauer

Ein akuter Schmerz geht auf eine konkrete Ursache zurück und entsteht zum Beispiel als Reaktion auf eine Verletzung. Er fungiert als Warnsignal und informiert den Körper über eine drohende oder bereits eingetretene Gewebeschädigung. Als chronisch werden Schmerzen dann eingestuft, wenn sie länger als drei bis sechs Monate bestehen oder immer wieder auftreten. Sie können sich zum Beispiel aus nicht ausreichend behandelten akuten Schmerzen entwickeln (Schmerzgedächtnis) oder bei einer Vielzahl von chronischen Erkrankungen (z. B. Arthrose, Rheuma) auftreten.

Schmerzumstände

Treten die Beinschmerzen in Ruhe oder bei Bewegung bzw. Belastung auf? Für den Orthopäden ist diese Information wichtig, um zwischen verschleißbedingten Gelenkerkrankungen (Arthrose) und entzündlichen Gelenkerkrankungen (z. B. Gelenkrheuma) zu unterscheiden. Bei Kniearthrose etwa klingen die Beschwerden nach Beendigung der Belastung wieder ab, während bei Gelenkrheuma Ruheschmerzen typisch sind. Bei der sogenannten „Schaufenster-Krankheit“ (pAVK), die durch Durchblutungsstörungen in den Beinen infolge einer Verengung der Bein-Arterien gekennzeichnet ist, können Ruheschmerzen in den Beinen auch auf einen Verschluss der versorgenden Blutgefäße hindeuten. In der Folge kann es dazu kommen, dass Gewebe abstirbt („Beininfarkt“).

Mögliche Begleiterscheinungen

Zusätzlich zu den Beinschmerzen können in Abhängigkeit von der Ursache der Beschwerden auch weitere Symptome auftreten. Dazu zählen zum Beispiel eine eingeschränkte Beweglichkeit des Beins oder Missempfindungen wie zum Beispiel Kribbeln oder Taubheit in den Beinen.

Mögliche Ursachen für Beinschmerzen

  • Verletzungen
  • Muskelkater
  • Muskelverspannungen
  • Arthrose (Gelenkverschleiß)
  • Gelenkrheuma
  • Durchblutungsstörungen in den Beinen
  • Nervenschmerzen (z. B. bei Diabetes mellitus)
  • Bandscheibenprobleme
  • Restless-Legs-Syndrom
  • etc.

Beinschmerzen: Ursachen im Überblick

Beinschmerzen können auf vielfältige Ursachen zurückgehen. Akute Schmerzen werden oft durch Verletzungen oder einen Muskelkater ausgelöst. Manchmal treten Beinschmerzen jedoch immer wieder und ohne erkennbare Ursache auf. Dann sollten Sie einen Termin beim Hausarzt machen, um den möglichen Auslösern auf den Grund zu gehen. Infrage kommen eine ganze Palette von Erkrankungen, die mit Beinschmerzen einhergehen (können): Gelenkverschleiß (Arthrose), Durchblutungsstörungen in den Beinen, ein Bandscheibenvorfall, Nervenschmerzen oder das sogenannte Restless-Legs-Syndrom. Wenn Schmerzen vom Rücken her bis ins Bein ziehen, ist oft der Ischiasnerv entzündet oder gequetscht. Ärzte sprechen dann von einer „Ischialgie“.

Verletzungen Prellung, Zerrung, Verstauchung, Sehnenriss, Knochenbruch etc.
Muskelkater Durch kleinste Risse in einzelnen Muskelfasern bedingt, die infolge einer exzessiven oder ungewohnten Belastung der Beinmuskulatur entstehen.
Muskelverspannungen Verspannungen oder Verhärtungen im Bereich von Beinen oder Gesäß können zu Beinschmerzen führen.
Gelenkverschleiß (Arthrose) Gelenkverschleiß mit fortschreitendem Knorpelverlust, z. B. in Knie, Hüfte, Sprunggelenk.
Gelenkrheuma Schmerzhaft entzündete Gelenke (z. B. Knie) infolge einer rheumatischen Erkrankung.
Durchblutungsstörungen in den Beinen Durch eine Verengung der Bein-Arterien bedingt; periphere arterielle Verschlusskrankheit (pAVK, „Schaufenster-Krankheit“).
Nervenschmerzen in den Beinen z. B. infolge von Diabetes mellitus (diabetische Neuropathie), Gürtelrose, Borreliose.
Bandscheibenvorfall Ein Bandscheibenvorfall kann Schmerzen auslösen, die vom Ischiasnerv ausgehen und vom Rücken bis ins Bein ausstrahlen können (Ischialgie).
Spinalkanalstenose Verengung des Kanals in der Wirbelsäule, durch den das Rückenmark verläuft. Der aus der Verengung resultierende Druck auf Gewebe und Nerven kann Rücken- und Beinschmerzen auslösen.
Restless-Leg-Syndrom Bewegungsstörung, die durch Missempfindungen und Bewegungsdrang in den Beinen und Füßen gekennzeichnet ist. Symptome verstärken sich in Ruhe und nachts.
Weitere mögliche Ursachen z. B. Beinvenen-Thrombose, Osteoporose, Knochenkrebs

Beinschmerzen – was tun?

Die Behandlung von Beinschmerzen richtet sich nach der zugrundeliegenden Ursache. Wenn der Auslöser der Beschwerden gefunden ist, wird der Arzt nach Möglichkeit eine ursächliche Therapie einleiten.

Allerdings ist es nicht immer möglich, die Ursache der Beschwerden zu beseitigen oder soweit in den Griff zu bekommen, dass die Schmerzen nicht mehr auftreten. Dann ist eine symptomatische Therapie gefragt – dafür werden in der Regel verschiedene schmerzlindernde Maßnahmen, zum Beispiel Medikamente und physiotherapeutische Anwendungen, kombiniert.

Gut zu wissen:

Speziell bei chronischen Schmerzen haben die nicht-medikamentösen Verfahren zur Schmerzlinderung einen hohen Stellenwert. Schließlich müssen bei Medikamenten immer auch mögliche Nebenwirkungen berücksichtigt werden. Umso besser, wenn es gelingt, die schmerzlindernde Wirkung von Bewegung, Wärme oder Entspannungsverfahren zu nutzen – denn dann kann oft auch der Bedarf an Schmerzmitteln reduziert werden.

Möglichkeiten der Schmerzbehandlung

Je nach Ursache und Stärke der Schmerzen können verschiedene schmerzlindernde Maßnahmen infrage kommen. Oft werden mehrere Therapiebausteine kombiniert – einige davon haben wir hier für Sie zusammengestellt. Welche Behandlung für Sie die richtige ist, sollten Sie mit Ihrem Arzt oder Apotheker besprechen.

Wichtig ist, dass unklare Beinschmerzen immer ärztlich abgeklärt werden sollten. Das gilt insbesondere bei starken oder anhaltenden Schmerzen oder wenn die Beschwerden immer wieder auftreten.

Schmerzsalben zum Auftragen

Schmerzlindernde Salben zum Einreiben haben sich bei Muskel- und Gelenkschmerzen bzw. leichten Prellungen, Zerrungen oder Verstauchungen bewährt. Sie enthalten schmerzlindernde Wirkstoffe wie Diclofenac oder Ibuprofen. Auch pflanzliche Präparate auf Basis von Arnika oder Beinwell sind erhältlich.

Rezeptfreie Schmerzmittel zum Einnehmen

In der Apotheke stehen verschiedene rezeptfreie Arzneimittel mit schmerzlindernden Wirkstoffen zur Verfügung. Diclofenac, Ibuprofen und Naproxen zählen zu den sogenannten nichtsteroidalen Antirheumatika (NSAR). Auch Acetylsalicylsäure oder Paracetamol wirken schmerzlindernd. Welcher Wirkstoff im Einzelfall geeignet ist, hängt u. a. auch von der Ursache der Beschwerden ab. Mögliche Nebenwirkungen und Wechselwirkungen mit anderen Arzneimitteln müssen im Auge behalten werden.

Medikamente, die der Arzt verordnet

Reichen rezeptfreie Medikamente zur Schmerzlinderung nicht aus, kann der Arzt stärker wirksame Arzneimittel verordnen. Infrage kommen zum Beispiel schwache oder starke Opioide und Psychopharmaka (Antidepressiva). Hier ist es wichtig, sich genau an die Empfehlungen des Arztes zu halten.

Thermotherapie: Kälte oder Wärme

Auch eine „Thermotherapie“, also eine Behandlung mit Wärme oder Kälte, kann schmerzlindernd wirken. Bei akuten Entzündungsschmerzen, zum Beispiel infolge einer Verletzung, werden Kälteanwendungen empfohlen. Sie sollen die Schmerzen lindern und einer weiteren Anschwellung und Ausbreitung des Gewebeschadens entgegenwirken. Bei chronischen Leiden ist hingegen in der Regel eine Wärmebehandlung besser. Denn sie fördert die Durchblutung und lockert die Muskulatur.

Elektrotherapie (z. B. TENS)

Die Elektrotherapie zählt wie die Wärme- und Kältetherapie zu den physikalischen Verfahren der Physiotherapie. Zur Behandlung von Schmerzen wird eine spezielle Form der elektromedizinischen Reizstromtherapie eingesetzt: die sogenannte transkutane elektrische Nervenstimulation (TENS). Sie kann beim Arzt bzw. Physiotherapeuten oder auch zu Hause durchgeführt werden. Zur Behandlung werden kleine, tragbare Geräte verwendet, die sanfte elektrische Impulse abgeben. Über selbstklebende Elektroden, die auf dem zu behandelnden Körperareal platziert werden, stimulieren die elektrischen Impulse durch die Haut hindurch die Nerven. Auf diese Weise sollen körpereigene Mechanismen aktiviert werden, die Schmerzen hemmen können.

Bewegungstherapie

Auch Bewegung ist oft ein wichtiger Bestandteil der Schmerztherapie bei Beinschmerzen. Ob Rückenschule, Walking oder Gerätetraining – wichtig ist, dass ein qualifizierter Physiotherapeut oder Trainer einen geeigneten Trainingsplan aufstellt und die Übungen zunächst anleitet. Wichtig: In manchen Fällen, z. B. bei einer akuten Verletzung, muss das betroffene Bein geschont werden – im Zweifel sollten Sie daher Rücksprache mit Ihrem Arzt halten.

Psychotherapie

Was viele unterschätzen: Auch die Psyche kann die Entstehung und das Empfinden von Schmerzen beeinflussen. Speziell bei chronischen Schmerzen sind daher oft auch psychotherapeutische Verfahren wie Verhaltenstherapie, Biofeedback oder Entspannungsmethoden (z. B. autogenes Training, progressive Muskelentspannung nach Jacobsen) hilfreich.

Akupunktur

Unter den alternativmedizinischen Heilverfahren hat die Akupunktur einen besonders hohen Stellenwert in der Schmerztherapie. Sie basiert auf der traditionellen chinesischen Medizin (TCM) und nutzt die heilsame Wirkung von Nadelstichen, die je nach Schmerzart an ausgewählten Stellen platziert werden.

OP

In manchen Fällen kann auch ein chirurgischer Eingriff erforderlich sein. Das kann z. B. bei bestimmten Verletzungen der Fall sein oder wenn eine Gelenkprothese (z. B. Knie) eingesetzt werden muss.